Live Reportage der 18. EHC 2023

Die Rallye beginnt wie jedes Jahr für manche Teilnehmer schon ein paar Tage vorher – zumal es ja viele Gründe gibt, das Leben hier im Eggental zu genießen. Mit Freunden und alten Bekannten die Zeit im und um den Ganischgerhof zu genießen, gehört deshalb für einige Teilnehmer zur lieb gewonnen Gewohnheit.

Und wenn wie am Montag das  “Relax & Rallye”-Programm eine Weinprobe der erlesenen Weine der Kellerei Schreckbichl – Colterenzio im Ambiente des Restaurant Tschein mit atemberaubendem Ausblick auf den Rosengarten beginnt, dann stellt sich dort schon dieses einzigartige Eggentaler-Herbst-Classic-Feeling ein: bald kann’s losgehen mit der schönsten Rallye des Jahres.

Es muss sich ja nicht immer alles um Autos drehen. Deshalb freut sich Markus seit drei Jahren schon auf den Dienstag vor der Rallye. Auf dem Golfplatz in Petersberg greift er dann voller Freude (und auch mit einem bisschen Ehrgeiz) zusammen mit zehn EHC-Gästen zu den Eisen. Den Titel des besten Golfers der EHC 2023 hat sich in diesem Jahr Barbara Richter gesichert vor Jonathan Ashbury und Lutz Scherf. Bei der Siegerehrung. Zur Siegerehrung hat Markus einen Aperitif spendiert – und nachdem im Golfer-Latein der Tag intensiv analysiert wurde, waren sich alle einig: der Golfplatz in Petersberg gehört zu den schönsten weit und breit.

Es gibt ein paar unmissverständliche Vorboten für die Eggentaler Herbst Classic. Wenn die Wettervorhersage drei Tage ungetrübten Sonnenschein ankündigt zum Beispiel. Oder wenn auf der Straße von Bozen zum Ganischgerhof in Deutschnofen auffällig viele traumhaft schöne Oldtimer zu sehen sind, die zu der Veranstaltung fahren, die sich irgendwie wie ein Klassentreffen anfühlt. Wer einmal da war, kommt immer wieder – und so treffen sich einmal im Jahr hier in Südtirol Oldtimerfans, die über all die Jahre zu guten Bekannten und Freunden geworden sind.

Manche aber sind zum ersten Mal da: Sandra und Marco Basse zum Beispiel mit ihrem 1971er Porsche 911 T. Die Oldtimer-Sammler feiern hier im Eggental ihre Rallye-Premiere. „Wir hoffen auf eine entspannte Atmosphäre und sind gespannt, was uns erwartet“, sagen die beiden Norddeutschen. Atmosphärisch hat jedenfalls schon mal Gitarrist und Sänger Chris – schon fast in guter Tradition – die musikalische Basis für einen entspannten ersten Abend im Rallye-Zelt vor dem Hotel gesorgt. Und kulinarisch hat Küchenchef Youss mit seinem Team gezeigt, was die nächsten Tage so bringen werden. 30 Hände schnippeln, kochen und richten an, was das Zeug hält – und bezaubern jeden Abend mit einem Büffet wie im Paradies.

Wieviel Freude die Eggentaler Herbst Classic allen bereitet, das ist auch dem 116-seitigen Rallye-Magazin zu entnehmen. Zum zweiten Mal präsentieren wir hochwertig gedruckt einerseits das Programm der Rallye sowie die schönsten Fotos und Geschichten drum herum. Einige haben wir schon dabei beobachtet, wie sie voller Neugierde darin gestöbert haben. Basil Erath zum Beispiel war begeistert, als er sich selbst direkt entdeckt hatte. „Super Foto“ rief er spontan. Wobei wir ihm dabei ein bisschen Befangenheit unterstellen.

Die Vorfreude jedenfalls ist riesig bei den Piloten und Co-Piloten der gut 130 Oldtimer. Manche gehen es durchaus ambitioniert an. Jürgen Strasser zum Beispiel, der dieses Jahr vier Autos und Teams am Start hat, trommelte alle zusammen – auch weil mit Annalena und Tobias in seiner Truppe zwei Rookies am Start sind. Penibel haben sie zusammen das Roadbook gesichtet, die Prüfungen gecheckt, damit die Neulinge von der riesigen Erfahrung der alten Hasen profitieren können. Andere dagegen ist solch eine Art der Vorbereitung völlig fremd. „Ich habe welche gesehen, die trainieren schon“, sagt zum Beispiel augenzwinkernd Jan de Boer. Als er im Rennbüro, wo Irene, Marion, Sandra und Dania alle Hände voll zu tun hatten, gefragt wurde, in welcher Wertung er fahren möchte, sagte er lapidar: „In der, die für mich am wenigstens kompliziert ist.“

Im SPIEGEL war gerade zu lesen, dass man sein Leben um 23 Jahre verlängern kann, wenn man zum Beispiel weniger isst. Angesichts dessen muss einem ja um die Teilnehmer der Eggentaler Herbst Classic angst und bange werden. Nach Currywurst, Pulled Pork und Pommes zum Lunch gab’s bei Mannius Philiaz in Kaltern nur gute zwei Stunden später extrem leckere Burger. Mit Blick auf den Kalterer See war das Wetter dabei eigentlich fast zu gut, um wahr zu sein – irgendwie fühlt es sich bei der Eggentaler Herbst Classic gerade wie neverending summer an.

Am ersten Tag steht bei der Dolomite Rallye traditionell der Tiroler Abend auf der Ganischgeralm auf dem Programm. Peter und seine zehn Kollegen vom Shuttle Service haben dabei alle Hände voll zu tun, um die rund 260 Rallye-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer auf die Alm zu shuttlen, und wieder zurück. Für ihn aber alles andere als Stress: „Ich freue mich jedes Jahr auf die Rallye und die tolle Atmosphäre“, sagt er freudestrahlend. Und als waschechter Tiroler genießt er es, all die Nicht-Tiroler beim Feiern, Singen und Tanzen zu den Klängen der Drei lustigen Vier und DJ Schicky zu beobachten.

Carola Carius zum Beispiel, die mit ihrem Partner Armin Grutschus, nach einem Jahr Pause zum zweiten Mal bei der Eggental Herbst Classic am Start ist. Einerseits spricht sie von „gemeinsamen Herausforderungen“ zusammen Rallye zu fahren, und andererseits gehen die beiden alles sehr entspannt und mit richtig viel Spaß an. Und am Tiroler Abend, so sagen sie, fühlt es sich so an, als ob alle Teilnehmer sich schon ewig kennen würden. Und natürlich waren die beiden – wie fast alle auf der Ganischgeralm in Lederhose und Dirndl unterwegs. Carola hatte dabei allerdings nur ein Problem – und das teilte sie ziemlich sicher mit fast allen anderen um sie herum. Das Dirndl wurde im Lauf des Abends mit all den Tiroler Köstlichkeiten immer enger. Womit wir wieder bei der SPIEGEL-Story wären. Aber mal ehrlich: wenn kümmert das gerade wirklich. Zeit zum weniger essen bleibt nach der Rallye noch genug.

Die Modefrage, die die Menschheit polarisiert, ist ja: darf man eine Blue Jeans mit einer Jeansjacke kombinieren. Und möglicherweise sogar noch ein Jeanshemd mit einer Jeansmütze dazu tragen. Klaus Pichler, Organisator der Eggentaler Herbst Classic, beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen „Ja“. „Jeans Only“ war der Dresscode für den zweiten Abend der 18. Dolomite Rallye im Ganischgerhof.

Klaus stand die gute Laune ohnehin ins Gesicht geschrieben. Nicht nur, weil 47 Ganis- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Rallye an einem Strang ziehen, sondern auch, weil mit den zusätzlichen 11 Zeitnahme-Leuten und dem achtköpfigen Team von Streckenchef Karlheinz Schott alles wie am Schnürchen läuft. Als Klaus während der Mittagspause im Chalet Gerard unterhalb des Grödner Jochs in den strahlend blauen Himmel schaute, musste er sogar ein paar Tränen der Rührung verdrücken. „In solchen Momenten merke ich, dass ich diese Rallye schon sehr, sehr gerne veranstalte“, sagte er. Und eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass die perfekten Bedingungen vom vergangenen Jahr nicht zu toppen waren. „Aber es ist nochmal besser geworden“, stellte Klaus ein bisschen stolz fest.

„Zumindest war es noch nie so warm“, sagten Peter Reck und Jochen Kist, die traditionell mit der Startnummer eins als erste von der Mittagspause losfuhren. Bis dahin war die Strecke vorbei am Karersee über den Fedaiapass, den Passo di Campolongo und das Grödner Joch schlicht und ergreifend atemberaubend. Als sich Top Speed TV Moderator und Filmer Martin und Fotograf Jens unterwegs trafen, stellten sie voller Ironie fest: „Es gibt schon traurige Tage: es regnet, die Landschaft ist langweilig, die Menschen deprimiert und die Autos sind hässlich.“

Apropos hässlich: es mag ja durchaus sein, dass der eine oder die andere den „Jeans Only“ -Look von so mancher Teilnehmerin und von so manchem Teilnehmer gewöhnungsbedürftig fand. Die gute Nachricht ist: der Dress-Code galt nur für einen Abend. Und die zweite gute Nachricht: die Kreativität von so manchem ließ schon mal erahnen, was morgen auf alle zukommt. Wenn beim Concours d’Élégance im Zentrum von Deutschnofen die Eggentaler Herbst Classic zumindest in punkto Style zu ihrem Höhepunkt kommt.

Die Geschichte des Finaltages der 18. Eggentaler Herbst Classic erzählen wir heute einmal von hinten. Beim Concours d’Élégance im Zentrum von Deutschnofen gab’s wieder allen Grund zum Staunen. Es wäre zuviel des Guten, alle originellen Outfit-Einfälle zu erwähnen. Andrea und Axel Prym waren allerdings – mal wieder – der Hingucker schlechthin. Im knallbunten 70er-Jahre-Köstum und im Partnerlook stiegen sie im Ziel aus und hatten sichtlich am meisten Spaß an ihrem Aussehen.

Allerdings gestand Axel – der durchaus noch im Besitz von vollem Haupthaar ist – dass er zwei Herausforderungen zu meistern hatte. Erstens, die Hitze unter der Perücke auszuhalten. Und zweitens, seine Frau überhaupt davon zu überzeugen, diese imposanten Kunstlocken tragen zu dürfen. Wie jedes Jahr sahen auch Michaela Amplatz, Magda Pardeller, Karl Pardeller und Heinrich Zelger diesmal wieder fantastisch aus – und fuhren in historischen Schlafkostümen in Deutschnofen ein.

Zum strahlenden Sonnenschein gesellten sich lauter strahlende Gesichter, die einerseits froh waren, dass alles reibungslos über die Bühne ging, andererseits aber sich auch gewünscht hätten, dass diese Endless-Summer-Tage einfach noch ewig weitergehen könnten. Ein Trost, dass nun alles schon wieder vorbei ist, mag sein, dass es nur noch 368 Tage sind, bis die nächste Eggentaler Herbst Classic startet.

Und mal ehrlich: jeden Tag Sonne, Torte und Dolomitenpanorama wäre vielleicht doch ein wenig des Guten zu viel. Wobei Reini Hinteregger von der Laurins Lounge im Carezza-Skigebiet genau das hat. Der Rosengarten ist an Südtirols höchster Panorama-Lounge auf über 2300 Metern wahrlich zum Greifen nahe, die Sonne scheint an mehr als 300 Tagen im Jahr und seine Torten sind mit Worten kaum zu beschreiben. Es ist wahrscheinlich nicht übertrieben zu sagen, dass das der spektakulärste Espresso-Stopp in der Historie der Eggentaler Herbst Classic war. Die Selfie-Quote da oben lag ziemlich sicher in der Nähe der Wahlergebnisse von Erich Honecker bei 99,96 Prozent.

Beseelt von der Aussicht ging’s weiter auf die andere Seite des Eggentals – bis zum Mittagstopp in der Ganis Platzl Mountain Lounge mit grandiosem Blick auf das andere Dolomiten-Massiv hier, den Latemar. Dort lüfteten Christian Faber und Thomas Townson auch noch ein ganz persönliches Geheimnis. Die Frage eines Rallye-Laien, warum sie denn im Auto Kopfhörer tragen würden, beantwortete Thomas so: „Christian hört lieber Klassik, und ich lieber Rock.“

#ehc2023 # ganismoments
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Die 19. Eggentaler Herbst Classic 2024 findet vom 10. – 13. Oktober statt.